Evangelische Kirchengemeinde
Die Geschichte der Evangelischen Kirchengemeinde in Nippes hängt eng zusammen mit der Entwicklung des Eisenbahn-Ausbesserungswerks.
Vor der Gründung der „Zentralwerkstätte“ (1860) gab es in Nippes praktisch keine evangelischen Einwohner. Etwa im Jahre 1831 waren in der gesamten Bürgermeisterei Longerich nur drei Evangelische registriert; 1864 gibt es jedoch in Nippes schon 228 Evangelische, 1871 sogar schon 571. Es handelt sich überwiegend um Facharbeiter und Angestellte der Rheinischen Eisenbahngesellschaft, die wegen der Werkstätten hierher gezogen sind. Der erste evangelische Pfarrer von Nippes, Theodor Voswinkel, schildert die damalige Situation so: „Diesen 571 Evangelischen fehlte jeglicher Zusammenschluß, sie lebten zerstreut unter einer in Nippes fast neunfach, im Gebiet der Bürgermeisterei Longerich mehr als 16fach überwiegenden andersgläubigen Bevölkerung und kannten einander kaum als Konfessionsgenossen“.[1]
Es kam hinzu, dass sich die evangelischen Nippeser mehr dem preußischen Staat verbunden fühlten als die einheimische, rheinisch-katholische Bevölkerung. Sie gehörten meist zu den gesellschaftlich höher stehenden Schichten. Eine besondere Rolle für die Gründung der evangelischen Gemeinde spielten Emil Hermann Hartwich und Wilhelm Nohl, die beide leitende Funktionen im Eisenbahn-Ausbesserungswerk hatten. Nohl saß im Gemeinderat der Bürgermeisterei Longerich. Er beantragte 1871 die Errichtung einer evangelischen Schule in Nippes, die dann 1872 eröffnet wurde. Im selben Jahr entsteht aus dem Elternkreis dieser Schule mit Nohl als treibender Kraft ein provisorischer Kirchenvorstand für eine zukünftige Gemeinde. Diese konstituiert sich dann ziemlich schnell:
- 1872 wird ein Pfarrvikar für Nippes bestellt.
- 1875 wird ein Betsaal an der Dormagener Straße eingerichtet.
- 1881 wird die Kirchengemeinde Nippes eingerichtet mit Theodor Voswinkel als erstem Pfarrer.
- 1884 wird ein evangelischer Kindergarten („Kleinkinderschule“) eröffnet, Ecke Dormagener Straße/Sechzigstraße.
- 1886 wird der Bau der Lutherkirche begonnen.
- 1889 findet der erste Gottesdienst in der neuen Kirche statt.
In der Zeit des Nationalsozialismus gab es Konflikte innerhalb der Gemeinde. Die Pfarrer gehörten der Bekennenden Kirche an, neun von 16 Presbytern stellten die Deutschen Christen, die nationalsozialistisch ausgerichtet waren. Dieses Presbyterium sorgt dafür, dass der seit 1914 als Organist in der Gemeinde beschäftigte Julio Goslar aus dem Kirchendienst ausscheiden muss. Heute trägt das evangelische Gemeindehaus seinen Namen (seit 1991).
Die Lutherkirche überstand den 2. Weltkrieg nahezu unbeschädigt. 1947 fand dort der erste Gottesdienst nach Kriegsende statt. 1957 wurde die Gemeinde geteilt in Nippes, Riehl, Niehl und Weidenpesch. Etwa um 1983 erwarb die Nippeser Gemeinde ein Grundstück auf dem EAW-Gelände; auf diesem Grundstück steht heute der wieder errichtete Worringer Bahnhof.
2002 wurde die „KulturKirche Köln“ eröffnet.
Die Evangelische Kirchengemeinde Nippes hat Räumlichkeiten in der Yorckstraße 10 (Nähe Leipziger Platz). Dort finden auch Gottesdienste statt, dort ist unter anderem ein Senioren-Treff.
Ende 2012 erwarb die Kirchengemeinde den alten Bahnhof von Blankenheim-Ahrdorf in der Eifel. Das Gebäude soll als Tagungs- und Seminarhaus genutzt werden.
- ↑ aus: Festschrift zur Feier des 25jährigen Bestehens der evangelischen Kirchengemeinde Nippes. Köln 1906, S. 11; zitiert nach Stadtteilarchiv Nippes (s. „Literatur“)
Literatur:
- Stadtteilarchiv Nippes: Die evangelische Gemeinde in Nippes. in: Stadtteilarchiv Nippes e.V. (Hrsg.): Loß mer jet durch Neppes jon. Ein Streifzug durch die Geschichte. Köln 1987; S. 112-113