Altenberger Hof
Der Altenberger Hof in Nippes gehört zu der Gruppe der „Mauenheimer Höfe“. Er stellt die einzige Hofanlage in Nippes dar, die noch als solche zu erkennen ist.
Vorgeschichte
Der Altenberger Hof liegt am Rand des „Nippeser Tälchens“, das bis zum Ende des 19. Jahrhunderts noch ein Weiher war. Nach Westen hin wurde dieses Gewässer von einer niedrigen Sandterrasse begrenzt. Dieser Fleck bot sich offensichtlich für eine Besiedlung an. Seit 1994 wissen wir, dass es hier schon in der Römerzeit eine üppig ausgestattete villa (Gutshof) mit Unter-Boden-Heizung gegeben hat; Reste dieses Gebäudekomplexes sind bei Ausschachtungsarbeiten für Erweiterungsbauten des Bürgerzentrum Nippes nach und nach freigelegt und dokumentiert worden.
Um 450 n. Chr. drangen die Franken in das Umland von Köln ein. Sie errichteten auf der besagten Sandterrasse eine Siedlung, die später Mauenheim genannt wurde. Kern dieser Ansiedlung war ursprünglich vielleicht nur ein einziger Hof, der dann wohl von kleinen Katen umgeben war. Später, als das urbar gemachte Ackerland immer größer wurde, sind dann weitere Hofanlagen errichtet worden. Eine davon wurde direkt am Ufer des Weihers gebaut, in etwa an der Stelle, an der die alte römische „villa“ gestanden hatte, und eben dieser Hof hat, trotz mehrerer Zerstörungen und Umbauten, die Jahrhunderte überdauert und besteht immer noch: der – erst später so genannte – „Altenberger Hof“.
Der Hof im Mittelalter
Zum ersten Mal erwähnt ist dieser Hof in einem Kaufvertrag aus dem Jahre 1252; er wird dort „Hof am Weiher“ genannt. Beurkundet wird, dass ein gewisser Herrmann Kloering und seine Ehefrau Lukarda das Anwesen an einen Heinrich Fermentarius (eine latinisierte Form des Namens „Brauer“ oder „Breuer“) verkauft hat. Die Zustimmung des Stiftes St. Kunibert ist auf der Urkunde vermerkt; das Stift war ja der weltliche Oberherr über Mauenheim. Anhand von weiteren Urkunden lässt sich das Schicksal dieses Hofes einigermaßen durch die folgenden Jahrhunderte hindurch verfolgen: Am Ende des 14. Jahrhunderts erscheint ein Kölner Ritter namens Konstantin von Horn als Besitzer des Hofes „an dem Weiher zu Mauenheim“, danach erwirbt der Kölner Schöffe Johann von Hirz das Anwesen. Nach dessen Tod, und zwar am 26. Jamuar 1432, verkauft seine Witwe den Hof mit allem, was dazu gehört, an Johann Rente, den Abt des Klosters Altenberg. Der Hof ist also im Jahre 1432 ein Klosterhof geworden und ist das auch bis zur „Säkularisation“ (ab 1802) geblieben – daher der Name „Altenberger Hof“.
Die genannten Hofbesitzer haben den Hof natürlich nicht selbst bewirtschaftet. Die Bewirtschaftung und damit auch das Heranziehen der zum Hof gehörenden „Halfwinner“ (Kleinpächter) wurde einem „vilicus“ genannten Hofpächter überlassen. Diese Hofpächter waren in den damaligen Dorfgesellschaften gewichtige Persönlichkeiten, denn die Eigentümer der Höfe wohnten anderswo.
Der „Altenberger Hof“ (offiziell hieß er damals noch nicht so) wird in einer Urkunde des Jahres 1286 auch „Hof bey der Kapellen“ genannt. Das ist ein Hinweis darauf, dass unmittelbar neben dem Altenberger Hof eine Kapelle gestanden hat – möglicherweise gab es sie schon längere Zeit vor 1286. Vermutlich handelte es sich um eine „Hauskirche“; Mauenheim hatte damals keine eigene Pfarrei. Dieses älteste Gotteshaus auf dem Gebiet des heutigen Nippes, das dem hl. Quirinus geweiht war, war später der Niehler Pfarrkirche unterstellt, einer Tochterkirche des Stifts St. Kunibert. Das Stift ließ die Mauenheimer Kapelle dann 1665 wegen Baufälligkeit abreißen.
Der See oder Weiher, an dessen Ufer der „Altenberger Hof“ lag, muss im 14. und 15. Jahrhundert noch recht groß gewesen sein. Dies ist einerseits aus alten Landkarten zu ersehen; andererseits geht es auch in verschiedenen Urkunden dieser Zeit sehr oft um den Fischfang auf dem Gewässer. Es gab deswegen anscheinend immer wieder Rechtsstreitigkeiten zwischen dem Propst von St. Kunibert und den Stiftsherren bzw. dem Dechanten von St. Kunibert. Ganz offensichtlich war jedoch der Pächter des „Hofes am Weiher“ zum Fischfang nicht berechtigt: Fisch zählte niemals zu den Naturalabgaben, die der Pächter dem Kloster schuldete.
Der Hof vom 16. bis zum 19. Jahrhundert
Im Jahre 1549 genehmigte das Stift St. Kunibert den „Altenbergern“ eine bauliche Erweiterung ihres Hofes in Mauenheim: Ein Backhaus wurde errichtet, direkt neben der Hofanlage. Der Hof selbst wurde mehrfach umgebaut und erneuert. Auf das Jahr 1749, in dem anscheinend größere Wiederherstellungsarbeiten stattgefunden haben, verweist der (inzwischen stark verwitterte) Abschlussstein über der Haustür des Herrenhauses. Er zeigt ein Wappenschild und eine lateinische Inschrift mit folgendem Wortlaut (in Klammern sichere Ergänzungen): „R(everendissi)MUS D(ominus) JO(hann)ES HOERDT ABBAS VETERIS MONTIS F(ecit) F(undavitque) A(nn)O 1749“. Die Übersetzung: „Der H(ochwürdig)ste H(err) Jo(hann)es Hoerdt, Abt von Altenberg, hat (dieses Gebäude) ge(schaffen und) er(richtet) im J(ahr)e 1749“.
Im Jahre 1788 verpachtete dann der Altenberger Abt Franciscus Cramer den „sogenannten Maulheimer Hof mit allem Zubehör, Recht und Gerechtigkeit“ an Friderich Frenger, dessen Gattin Margaretha Jussenhoven und deren Sohn Jacob Frenger. Im Oktober 1794 kamen französische Revolutionstruppen ins Rheinland. Auch im Altenberger Hof waren französische Soldaten einquartiert. Im Zuge der „Säkularisation“, die 1802 begann, wurde der bisherige Pächter des Hofes, Friderich Frenger, zum Eigentümer: Er konnte 1813 den Hof erwerben. 1815 wird das Rheinland dann preußisch; Frenger wird sogar 1833 kommissarischer Leiter der „Bürgermeisterei Longerich“. Als Amtsstube diente zeitweilig das oben erwähnte Backhaus, das somit also gewissermaßen als das älteste Nippeser Rathaus angesehen werden kann. Von diesem Gebäude sind allerdings heute nur noch Spuren erhalten.
Ab 1865 ist der Altenberger Hof auch im Kölner Adressbuch verzeichnet, und zwar zunächst unter „Nippesstr.“ (117 bzw. 174). Ab 1873 lautet die Anschrift dann „Mauenheimer Straße 18“. Als Eigentümer werden Ende des 19. Jahrhunderts die „Erben Frenger“ genannt. Als Nippes 1888 nach Köln eingemeindet wurde, wurde der Hof nur noch wenig landwirtschaftlich genutzt. So benutzte etwa seit 1890 der Fuhrunternehmer Hilarius Fischer die Hofgebäude als Standort für seine Pferdegespanne; sein Betrieb hielt sich dort über mehr als zwanzig Jahre.
Im Jahre 1903 erhielt der Altenberger Hof seine noch heute gültige Hausnummer: 92.
Der Hof vom 20. Jahrhundert bis zur Gegenwart
In den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts war der Altenberger Hof nach wie vor im Besitz der Erben Frenger. Die landwirtschaftliche Nutzung hatte an Bedeutung stark abgenommen, und ab 1920 wurden die Hofgebäude immer mehr als Wohnraum vermietet. Gewerbliche Nutzung kam hinzu: Im Jahre 1925 waren als Eigentümer der Hofanlage die Herren Blume und Dürscheidt eingetragen; Dürscheidt betrieb ein Speditionsunternehmen auf dem Hof. Verschiedene Mieter zogen ein; das bereits erwähnte Backhaus wurde genutzt als Sportgeräteschuppen, der zu einem Sportplatz im „Nippeser Tälchen“ gehörte.
Ab 1936 ist die Familie Dürscheidt alleiniger Besitzer des Anwesens, die Mieter wechseln ziemlich häufig. Zeitweilig wohnen recht viele Leute in dem Gebäude; so sind für das Jahr 1942 zehn Mietparteien genannt, darunter fünf Schausteller. Offensichtlich eignete sich die Hofanlage besonders gut zum Unterstellen von Pferden und Wagen, mit denen die Schausteller damals üblicherweise unterwegs waren. Im Jahre 1943 wird das Backhaus durch eine Bombe zerstört; die übrigen Gebäude des Anwesens haben den Zweiten Weltkrieg weitgehend unbeschädigt überstanden. Das Backhaus wird dann nach dem Krieg provisorisch wieder aufgebaut; die Nutzung des Anwesens ändert sich kaum. So gibt es im Jahre 1952 acht Mietparteien, darunter die Installationsfirma Orth KG. Allerdings ist der Hof für halbwegs komfortables Wohnen kaum geeignet, und daher nimmt, nachdem die allgemeine Wohnungsnot einigermaßen überwunden ist, die gewerbliche Nutzung der Gebäude immer mehr zu. Die verschiedenen Nutzer nahmen immer wieder kleine bauliche Veränderungen vor, sorgten aber nicht unbedingt für eine dauerhafte Instandhaltung des Anwesens.
1970 pachtete der „Verein der Kutschenfreunde“ den Hof und richtet darin sein Kutschenmuseum ein. Dadurch wurden die Gebäude wieder, wenn auch nur sehr eingeschränkt, für die Öffentlichkeit zugänglich. Aber die „Kutschenfreunde“ zogen 1976 wieder aus, die Hofgebäude standen leer und verfielen zusehends. Es waren jedoch immer mehr Nippeser Bürger auf den Altenberger Hof und seine Bedeutung für die frühe Geschichte unseres Stadtteils aufmerksam geworden, und so engagierten sich Nippeser Ratspolitiker und verschiedene Initiativen für die Instandsetzung des Anwesens. Gleichzeitig wuchs das Bedürfnis nach passenden Kultur- und Begegnungsstätten in Nippes. 1982 entstand dann der Förderverein Bürger- und Kulturzentrum Nippes e.V., der sich dafür einsetzte, den „Altenberger Hof“ wieder aufzubauen und dort ein Bürgerzentrum einzurichten. Nach intensiven Bemühungen wurde schließlich erreicht, dass im Jahre 1990 die Stadt Köln das Anwesen kaufte.
Langsam liefen die Wiederherstellungsarbeiten an. Als erster Zwischennutzer wurde die Brauerei Heller unter Vertrag genommen, die in einem Teilbereich des inzwischen ziemlich verfallenen Areals einen Biergarten einrichtete, den sie, kurioser Weise, „Alteberger Hof“ nannte. Von 1991 an wurde das Gehöft in mehreren Bauabschnitten restauriert; mit der Neuerrichtung der „Scheune“ entstand auch ein großer Veranstaltungssaal. Als letztes wurde der Ostflügel fertiggestellt, der Büro- und Gaststättenräume enthält; angeschlossen ist ein Biergarten mit einem schönen Ausblick über das Nippeser Tälchen. 1996 – noch nicht alle Restaurierungsarbeiten sind abgeschlossen – wird das „Bürgerzentrum Altenberger Hof“ offiziell eingeweiht; Träger der Einrichtung ist zunächst die Stadt Köln.
Am 1. April 2005 übernimmt der Beschäftigungsträger „Zug um Zug e.V.“ die Trägerschaft des Bürgerzentrums. Die Restaurationsarbeiten an den Gebäuden waren 2007 im Wesentlichen abgeschlossen. Am 10. November 2007 löste sich dann der „Förderverein Bürger- und Kulturzentrum Nippes e.V.“ auf, da die Ziele des Vereins erreicht waren.
Das Bürgerzentrum Altenberger Hof entfaltet heute eine breite Palette von Angeboten und erfreut sich regen Zuspruchs.
Im Altenberger Hof haben auch das Archiv für Stadtteilgeschichte Köln-Nippes e.V. sowie das Stadtteilbüro für Nippes ihre Räumlichkeiten. Außerdem befindet sich dort ein Restaurant.
Quellen
- Reinhold Kruse und Winfried Schumacher, Der Altenberger Hof; in: Archiv für Stadtteilgeschichte Köln-Nippes e.V. (Hrsg.), Stände, Stempel, alte Steine; Köln 1994
- Sven Seiler, Das römische Gutshaus am Weiher; in: Reinhold Kruse, Der Nippeser Weiher; Köln 2006