Johannes Giesberts
Johannes Giesberts (*15.05.1909 in Straelen am Niederrhein; †22.9.1981 in Nippes)
Leben
Giesberts studierte von 1930 bis 1936 Germanistik, Anglistik, Romanistik und Philosophie an den Universitäten in Münster, Grenoble (Frankreich) und Köln. Die wissenschaftliche Staatsprüfung für das Lehramt legte er 1936 an der Universität in Köln ab. Nach zweijähriger Tätigkeit als Studienreferendar in Krefeld und Düsseldorf bestand er 1938 die Staatsprüfung für das Lehramt an höheren Schulen.
Bis zu seinem Tod am 22. September 1981 wohnte Giesberts in Nippes, in der De-Vries-Straße 19, nicht weit entfernt von dem nach ihm benannten Park.
Der 1865 ebenfalls in Straelen geborenen und 1938 in Mönchengladbach verstorbene, ehemalige Gewerkschafter und Reichspostminister der Weimarer Republik gleichen Namens (eigentlich: Johann Giesberts) war sein Onkel. Dieser hatte sogar auch einen Bezug zu Nippes: Von 1891 bis 1899 arbeitete er als Kesselheizer in der Eisenbahnwerkstätte Köln-Nippes.
Lehrtätigkeiten
Von 1938 – 1939 war er Studienassessor in Neuß, von 1939 – 1945 zunächst Studienassessor dann Studienrat in Wuppertal. Nach der Bombardierung der Stadt Wuppertal wurde er mit der Schule nach Weimar evakuiert. Das Volksbildungsministerium in Weimar beauftragte ihn von 1945 – 1947 mit der Rückführung von Schülern, Schul- und Schülereigentum der aus Westdeutschland nach Thüringen evakuierten Schulen. In dieser Zeit wurde er zum Regierungsrat, später zum Oberregierungsrat im Thüringischen Volksbildungsministerium ernannt und mit der Leitung der Abteilung Höhere Schulen beauftragt.
Schulpolitisches Wirken
Ab Dezember 1947 hatte er die Stelle eines Oberschulrates im Kultusministerium des Landes Nordrhein-Westfalen inne. Vom 17.10.1952 bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand am 31.05.1974 war er Schuldezernent und Beigeordneter der Stadt Köln. Er zeichnete sich hierbei dadurch aus, dass er seine hohe Sachkenntnis an den Stadtrat vermittelte, und war insbesondere am Wiederaufbau und an der Gründung neuer Kölner Schulen beteiligt.
Israel und Städtepartnerschaft
Seine besonderen Verdienste liegen aber in seinem Bemühen um eine Aussöhnung mit Israel. Weihnachten 1959 wurde die neu eingeweihte Kölner Synagoge in der Roonstraße mit Hakenkreuzen beschmiert. Wenige Tage später reiste Giesberts im Rahmen einer schon länger geplanten Mitgliederreise der `Kölnischen Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit ́nach Israel. In Tel Aviv suchte er, als Schuldezernent der Stadt Köln, den Kontakt zu seinem dortigen Amtskollegen Dr. Shaul Lewin. Nach einem langen Gespräch waren sich beide einig, dass die Begegnung junger Deutscher mit jungen Israelis die wirkungsvollste Methode sei, Antisemitismus vorzubeugen. Gemeinsam wurden sie so zu Pionieren des deutsch-israelischen Jugendaustauschs. Giesberts wurde zum unermüdlichen Motor der Verständigung zwischen den jungen Menschen beider Völker. Diese Arbeit fand ihre verdiente Anerkennung durch die Verleihung des renommierten Leo Baeck Preises des Zentralrates der Juden in Deutschland im Jahre 1970. In der Folgezeit entwickelte sich ein bis heute bestehender Schülerinnen- und Schüleraustausch zwischen der Stadt Köln und Tel Aviv-Yafo (Jaffa). Dieser Austausch wurde zur Grundlage der am 6. August 1979 offiziell besiegelten Städtepartnerschaft zwischen beiden Städten, die später auch noch um Bethlehem erweitert wurde. Im Vordergrund dieser Partnerschaft stehen Begegnungen der Bürgerinnen und Bürger sowie der Austausch von Fachleuten, die das gegenseitige Kennenlernen und Verstehen fördern sollen. Bei der Gründung der Deutsch-Israelischen Gesellschaft am 21. März 1966 war Giesberts Mitglied des Vorstandes.
Ehrungen
Die Initiative zur zur Benennung eines Parks ging im Sommer 2000 vom Verein zur Förderung der Städtepartnerschaft Köln - Tel Aviv/Yafo aus. Die Vereinsmitglieder baten die Bezirksvertretung Nippes, eine Örtlichkeit im Stadtteil nach Johannes Giesberts zu benennen. Diesem Antrag folgte die Bezirksvertretung am 25.09.2001.
Die Kölnische Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit stiftet einen Ehrenpreis für herausragendes ehrenamtliches Engagement zur Förderung des christlich-jüdischen Dialogs, des Jugendaustausches zwischen Israel und der Bundesrepublik Deutschland sowie für ein entschiedenes Eintreten gegen rassistische und antisemitische Tendenzen und für Toleranz und Völkerverständigung in Politik, Gesellschaft und Kultur. Der Preis wurde 2006 erstmals vergeben, durch ihn sollen bisherige Leistungen gewürdigt und zukünftiges Handeln ermutigt werden.