Nippeser Bau- und Spargenossenschaft von 1896: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Enge der Innenstadt zu verlassen und in den Vorstädten neue, besssere Wohnungen zu schaffen, bot sich als Alternative an. Besonders Unternehmer, die ein entsprechendes Vermögen anzulegen hatten und sich von einer besseren Unterbringung ihrer Arbeiter auch gesündere und leistungsfähigere Arbeitskräfte versprachen, begannen den Wohnungsbau auf dem freien Felde.  
Die Enge der Innenstadt zu verlassen und in den Vorstädten neue, besssere Wohnungen zu schaffen, bot sich als Alternative an. Besonders Unternehmer, die ein entsprechendes Vermögen anzulegen hatten und sich von einer besseren Unterbringung ihrer Arbeiter auch gesündere und leistungsfähigere Arbeitskräfte versprachen, begannen den Wohnungsbau auf dem freien Felde.  
In Nippes baute die Zuckerraffinerie [[Langen & Söhne]] bis Ende 1895 zwölf Arbeiterhäuser für insgesamt 24 Familien, die aber auf wenig Interesse stießen.


Ähnlich wird es im Fall der Rheinischen Gummiwarenfabrik Franz Clouth ([[Clouth-Werke]]) gewesen sein, die an Oberbürgermeister in Köln schrieb, dass das Interesse an den bis 1895 in der Nippeser [[Nordstraße]] erbauten besseren Arbeiter- und Meisterwohnungen nicht groß genug sei und man deshalb gezwungen sei, Bauplätze dort wieder zu verkaufen. Selbst einige Meister und bessere Arbeiter hätten bald wieder die Wohnugen verlassen und seien in engere und primitivere Wohnungen gezogen. Bei den Arbeitern sei ein Gefühl für Häuslichkeit, Behaglichkeit und Wohnkomfort eben doch nicht vorhanden, deshalb seien die engen Wohungen in der Innenstadt vorgezogen worden.
==Die Situation in Nippes==
Mit dem Bau auf freiem Felde begann in Nippes die Zuckerraffinerie [[Langen & Söhne]]. Bis Ende 1895 errichtete sie zwölf Arbeiterhäuser für insgesamt 24 Familien, die aber auf wenig Interesse stießen.
 
Ähnlich wird es im Fall der Rheinischen Gummiwarenfabrik Franz Clouth ([[Clouth-Werke]]) gewesen sein, die am 18. Dezember 1895 an den Oberbürgermeister in Köln schrieb, dass das Interesse an den bis 1895 in der Nippeser [[Nordstraße]] erbauten besseren Arbeiter- und Meisterwohnungen nicht groß genug sei und man deshalb gezwungen sei, Bauplätze dort wieder zu verkaufen. Selbst einige Meister und bessere Arbeiter hätten bald wieder die Wohnugen verlassen und seien in engere und primitivere Wohnungen gezogen. Bei den Arbeitern sei ein Gefühl für Häuslichkeit, Behaglichkeit und Wohnkomfort eben doch nicht vorhanden, deshalb seien die engen Wohungen in der Innenstadt vorgezogen worden.
Es ist anzunehmen, dass andere Gründe wichtiger waren: die fehlende Verkehrsverbindung und Infrastruktur von Kaufleuten, kleinen Handwerkern, dazu teure Mieten und die Schwierigkeit, so weit weg von der übrigen Industrie Kost- und Schlafgänger zu finden, die die Mieten erträglich gemacht hätten - all das bewog die Familien, zurückzuziehen in die Innenstadt. Die mögliche soziale Kontrolle durch den Unternehmer tat ein Übriges.
Es ist anzunehmen, dass andere Gründe wichtiger waren: die fehlende Verkehrsverbindung und Infrastruktur von Kaufleuten, kleinen Handwerkern, dazu teure Mieten und die Schwierigkeit, so weit weg von der übrigen Industrie Kost- und Schlafgänger zu finden, die die Mieten erträglich gemacht hätten - all das bewog die Familien, zurückzuziehen in die Innenstadt. Die mögliche soziale Kontrolle durch den Unternehmer tat ein Übriges.


An der Eisenbahnwerkstätte ([[Eisenbahn-Ausbesserungswerk]]) war die Situation anders. Hier entstand das typische Nebeneinander von Arbeitsstätte und Wohngebiet, es gab eine Verkehrsanbindugn und die Möglichkeit, nach den neuen hygienischen und medizinischen Erkenntnissen zu bauen.  
An der Eisenbahnwerkstätte ([[Eisenbahn-Ausbesserungswerk]]) war die Situation anders. Hier entstand das typische Nebeneinander von Arbeitsstätte und Wohngebiet, es gab eine Verkehrsanbindugn und die Möglichkeit, nach den neuen hygienischen und medizinischen Erkenntnissen zu bauen.  


In den Zeiten der Auseinandersetzung um die Eingemeindung Nippes nach Köln (1888) hatte es heftige Diskussionen zwischen Gegnern und Befürwortern gegeben. Jetzt da es in der eingemeindeten Vorstadt Nippes einen raschen Anstieg von Industrieansiedlungen und Wohnbedarf gab, erwies es sich als positiv, dass der Bürgermeister [[Wilhelm Eich]]
In den Zeiten der Auseinandersetzung um die Eingemeindung Nippes nach Köln (1888) hatte es heftige Diskussionen zwischen Gegnern und Befürwortern gegeben. Jetzt da es in der eingemeindeten Vorstadt Nippes einen raschen Anstieg von Industrieansiedlungen und Wohnbedarf gab, erwies es sich als positiv, dass der Bürgermeister [[Wilhelm Eich]] sehr weitsichtig bei den Eingemeindungsverhandlungen lange Kanalisationswege durchgesetzt hatte. Sie erleichterten den Bau besserer Wohnngen in Nippes.
 
Der Bedarf stieg enorm. Der Bau der Zentralwerstätten ([[Eisenbahn-Ausbesserungswerk]])1860 brachte bis 1877 über 500 Beamte und Angestellte nach Nippes, für die kaum genügend Wohnraum beschafft werden konnte, die Bevölkerung wuchs von 1871 - 1880 von 4.621 auf 9.930. Die private Bautätigkeit konnte damit nicht Schritt halten, zumal die Unternehmer, die einzigen, die für großen Wohnungsbau ausreichend Kapital hätten aufbrigren können, dies in die Neu- und Erweiterungsbauten ihrer Anlagen investierten und nur in begrenztem Maß Werkswohnungen betrieben.

Version vom 2. November 2012, 11:38 Uhr

Vorgeschichte

Es ist wichtig, sich zu erinnern, wie insbesonders die Wohnverhältnisse der Arbeiterklasse im 19. Jahrhundert aussahen. In den durch Industralisierung rasch gewachsenen Städten hausten die Familien unter den elendesten Verhältnissen: in viel zu kleinen, feuchen, kalten Mietskasernen, of in Verschlägen und Kellerwohnungen unterhalb des Niveaus der Bürgersteige. Vor allem die hygenischen Verhältnisse waren katastrophal. Kanalisation existierte so gut wie keine. Die Sickergruben für den menschlichen Abfall hielten nicht dicht und verdreckten das Grundwasser. Hausabfälle landeten auf der Straße oder in Bächen und Flüssen und wurden bei jedem Hochwasser auf die Seitengelände gespült, wo sie verrotteten und die Luft verpesteten. Krätze, Pocken, Cholera, TB waren die Volkskrankheiten, an denen jährlich hunderttausende Menschen starben.

Auf 18-25 Quadratmetern lebten durchschnittlich 5-10 Personen. Wenn eben möglich suchten die Familien Wohnungen nahe dem Arbeitsplatz, um nicht stundenlange Fußmärsche zur Arbeit auf sich nehmen zu müssen. Lieber zogen sie öfter um, immer der Arbeit nach. Um die Miete zahlen zu können, pferchten sich die Menschen nicht nur mit ihren Familien zusammen. Sie nahmen darüber hinaus noch Kost- und Schlafgänger auf, die gegen geringe Miete eine Schlafgelegenheit in der Wohnung hatten, manchmal auch wie ein Familienmitglied mitlebeten, versorgt wurden.

Die Enge der Innenstadt zu verlassen und in den Vorstädten neue, besssere Wohnungen zu schaffen, bot sich als Alternative an. Besonders Unternehmer, die ein entsprechendes Vermögen anzulegen hatten und sich von einer besseren Unterbringung ihrer Arbeiter auch gesündere und leistungsfähigere Arbeitskräfte versprachen, begannen den Wohnungsbau auf dem freien Felde.

Die Situation in Nippes

Mit dem Bau auf freiem Felde begann in Nippes die Zuckerraffinerie Langen & Söhne. Bis Ende 1895 errichtete sie zwölf Arbeiterhäuser für insgesamt 24 Familien, die aber auf wenig Interesse stießen.

Ähnlich wird es im Fall der Rheinischen Gummiwarenfabrik Franz Clouth (Clouth-Werke) gewesen sein, die am 18. Dezember 1895 an den Oberbürgermeister in Köln schrieb, dass das Interesse an den bis 1895 in der Nippeser Nordstraße erbauten besseren Arbeiter- und Meisterwohnungen nicht groß genug sei und man deshalb gezwungen sei, Bauplätze dort wieder zu verkaufen. Selbst einige Meister und bessere Arbeiter hätten bald wieder die Wohnugen verlassen und seien in engere und primitivere Wohnungen gezogen. Bei den Arbeitern sei ein Gefühl für Häuslichkeit, Behaglichkeit und Wohnkomfort eben doch nicht vorhanden, deshalb seien die engen Wohungen in der Innenstadt vorgezogen worden. Es ist anzunehmen, dass andere Gründe wichtiger waren: die fehlende Verkehrsverbindung und Infrastruktur von Kaufleuten, kleinen Handwerkern, dazu teure Mieten und die Schwierigkeit, so weit weg von der übrigen Industrie Kost- und Schlafgänger zu finden, die die Mieten erträglich gemacht hätten - all das bewog die Familien, zurückzuziehen in die Innenstadt. Die mögliche soziale Kontrolle durch den Unternehmer tat ein Übriges.

An der Eisenbahnwerkstätte (Eisenbahn-Ausbesserungswerk) war die Situation anders. Hier entstand das typische Nebeneinander von Arbeitsstätte und Wohngebiet, es gab eine Verkehrsanbindugn und die Möglichkeit, nach den neuen hygienischen und medizinischen Erkenntnissen zu bauen.

In den Zeiten der Auseinandersetzung um die Eingemeindung Nippes nach Köln (1888) hatte es heftige Diskussionen zwischen Gegnern und Befürwortern gegeben. Jetzt da es in der eingemeindeten Vorstadt Nippes einen raschen Anstieg von Industrieansiedlungen und Wohnbedarf gab, erwies es sich als positiv, dass der Bürgermeister Wilhelm Eich sehr weitsichtig bei den Eingemeindungsverhandlungen lange Kanalisationswege durchgesetzt hatte. Sie erleichterten den Bau besserer Wohnngen in Nippes.

Der Bedarf stieg enorm. Der Bau der Zentralwerstätten (Eisenbahn-Ausbesserungswerk)1860 brachte bis 1877 über 500 Beamte und Angestellte nach Nippes, für die kaum genügend Wohnraum beschafft werden konnte, die Bevölkerung wuchs von 1871 - 1880 von 4.621 auf 9.930. Die private Bautätigkeit konnte damit nicht Schritt halten, zumal die Unternehmer, die einzigen, die für großen Wohnungsbau ausreichend Kapital hätten aufbrigren können, dies in die Neu- und Erweiterungsbauten ihrer Anlagen investierten und nur in begrenztem Maß Werkswohnungen betrieben.