Nippeser Bau- und Spargenossenschaft von 1896
Vorgeschichte
Es ist wichtig, sich zu erinnern, wie insbesonders die Wohnverhältnisse der Arbeiterklasse im 19. Jahrhundert aussahen. In den durch Industralisierung rasch gewachsenen Städten hausten die Familien unter den elendesten Verhältnissen: in viel zu kleinen, feuchen, kalten Mietskasernen, of in Verschlägen und Kellerwohnungen unterhalb des Niveaus der Bürgersteige. Vor allem die hygenischen Verhältnisse waren katastrophal. Kanalisation existierte so gut wie keine. Die Sickergruben für den menschlichen Abfall hielten nicht dicht und verdreckten das Grundwasser. Hausabfälle landeten auf der Straße oder in Bächen und Flüssen und wurden bei jedem Hochwasser auf die Seitengelände gespült, wo sie verrotteten und die Luft verpesteten. Krätze, Pocken, Cholera, TB waren die Volkskrankheiten, an denen jährlich hunderttausende Menschen starben. Auf 18-25 Quadratmetern lebten durchschnittlich 5-10 Personen. Wenn eben möglich suchten die Familien Wohnungen nahe dem Arbeitsplatz, um nicht stundenlange Fußmärsche zur Arbeit auf sich nehmen zu müssen. Lieber zogen sie öfter um, immer der Arbeit nach. Um die Miete zahlen zu können, pferchten sich die Menschen nicht nur mit ihren Familien zusammen. Sie nahmen darüber hinaus noch Kost- und Schlafgänger auf, die gegen geringe Miete eine Schlafgelegenheit in der Wohnung hatten, manchmal auch wie ein Familienmitglied mitlebeten, versorgt wurden. Die Enge der Innenstadt zu verlassen und in den Vorstädten neue, besssere Wohnungen zu schaffen, bot sich als Alternative an. Besonders Unternehmer, die ein entsprechendes Vermögen anzulegen hatten und sich von einer besseren Unterbringung ihrer Arbeiter auch gesündere und leistungsfähigere Arbeitskräfte versprachen, begannen den Wohnungsbau auf dem freien Felde. In Nippes baute die Zuckerraffinerie Langen & Söhne bis Ende 1895 zwölf Arbeiterhäuser für insgesamt 24 Familien, die aber auf wenig Interesse stießen. Ähnlich wird es im Fall der Rheinischen Gummiwarenfabrik Franz Clouth gewesen sein, die an Oberbürgermeister in Köln schrieb, dass das Interesse an den bis 1895 in der Nippeser Nordstraße erbauten besseren Arbeiter- und Meisterwohnungen nicht groß genug sei und man deshalb gezwungen sei, Bauplätze dort wieder zu verkaufen. Selbst einige Meister und bessere Arbeiter hätten bald wieder die Wohnugen verlassen und seien in engere und primitivere Wohnungen gezogen. Bei den Arbeitern sei ein Gefühl für Häuslichkeit, Behaglichkeit und Wohnkomfort eben doch nicht vorhanden, deshalb seien die engen Wohungen in der Innenstadt vorgezogen worden.