Wilhelm Eich: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Wilhelm Eich''' (* 24.4.1830; † 17.11.1900) war seit 1858 Bürgermeister des Amtes [[Longerich]], ab 1880 Bürgermeister von [[Nippes]] und ''Longerich'', und zwar bis zur Eingemeindung im Jahre 1888.
'''Wilhelm Eich''' (* 24.4.1830; † 17.11.1900) war seit 1858 Bürgermeister des Amtes [[Longerich]], ab 1880 Bürgermeister von [[Nippes]] und ''Longerich'', und zwar bis zur Eingemeindung im Jahre 1888.


''Wilhelm Eich'' unterstützte Ende des 19. Jahrhunderts die Betriebsleitung des [[Eisenbahn-Ausbesserungswerk]]s (treibende Kraft dort: Eisenbahndirektor [[Wilhelm Nohl]]) bei der Unterdrückung „sozialdemokratischer Bestrebungen“. Überhaupt galt er als sehr pflichteifrig. Am 22. Juli 1865 vereitelte er sogar eine informelle Zusammenkunft der Abgeordneten des preußischen Landtags. Die Abgeordneten wollten die 50-jährige Zugehörigkeit des Rheinlandes zu Preußen feiern, der Landtag war aber kurz vorher von Bismarck aufgelöst worden. Daraufhin wurde eine "private Feier" organisiert, ein "Abgeordnetenfest". Der Kölner Gürzenich, wo diese Feier ursprünglich stattfinden sollte, war auf Druck des Polizeipräsidenten kurzfristig als Versammlungsraum gesperrt worden, daher wollten die Abgeordneten auf das ''Zoo-Restaurant'' in [[Riehl]] ausweichen, das damals zur Bürgermeisterei Longerich gehörte. Das festliche Essen sollte gerade beginnen, da erschien ''Wilhelm Eich'' mit einigen Polizeibeamten und erklärte die Versammlung für geschlossen. "Ich bin der Bürgermeister von Longerich", sagte er und ließ die Landtagsabgeordneten aus dem Saal drängen, bevor sie etwas zu sich nehmen konnten. Einer der Abgeordneten sagte daraufhin: "Herr Bürgermeister von Longerich, wir sind ja noch so hongerich!"  Diese Aktion wurde im Kölner Rosenmontagszug 1866 durch einen eigenen Wagen verulkt; der "hongerich"-Spruch war an dem Wagen als Umschrift angebracht.<ref> s. Hans Egon Meyer: Longerich. In: Franz Irsfeld (Hrsg.): Nippes gestern und heute. Köln 1983; S. 83 – 100</ref>
''Wilhelm Eich'' unterstützte Ende des 19. Jahrhunderts die Betriebsleitung des [[Eisenbahn-Ausbesserungswerk]]s (treibende Kraft dort: Eisenbahndirektor [[Wilhelm Nohl]]) bei der Unterdrückung „sozialdemokratischer Bestrebungen“. Überhaupt galt er als sehr pflichteifrig. Am 22. Juli 1865 vereitelte er sogar eine informelle Zusammenkunft der Abgeordneten des preußischen Landtags. Die Abgeordneten wollten die 50-jährige Zugehörigkeit des Rheinlandes zu Preußen feiern, der Landtag war aber kurz vorher von Bismarck aufgelöst worden. Daraufhin wurde eine "private Feier" organisiert, ein "Abgeordnetenfest". Der Kölner Gürzenich, wo diese Feier ursprünglich stattfinden sollte, war auf Druck des Polizeipräsidenten kurzfristig als Versammlungsraum gesperrt worden, daher wollten die Abgeordneten auf das ''Zoo-Restaurant'' in [[Riehl]] ausweichen, das damals zur Bürgermeisterei Longerich gehörte. Das festliche Essen sollte gerade beginnen, da erschien ''Wilhelm Eich'' mit einigen Polizeibeamten und erklärte die Versammlung für geschlossen. "Ich bin der Bürgermeister von Longerich", sagte er und ließ die Landtagsabgeordneten aus dem Saal drängen, bevor sie etwas zu sich nehmen konnten. Einer der Abgeordneten sagte daraufhin: ''"Herr Bürgermeister von Longerich, wir sind ja noch so hongerich!"'' In dem Getümmel erhielt der Bürgermeister einen Schlag auf seinen Zylinder. Diese Aktion wurde im Kölner Rosenmontagszug 1866 durch einen eigenen Wagen verulkt; der ''"hongerich"''-Spruch war an dem Wagen als Umschrift angebracht.<ref> s. Hans Egon Meyer: Longerich. In: Franz Irsfeld (Hrsg.): Nippes gestern und heute. Köln 1983; S. 83 – 100</ref>


''Wilhelm Eich'' betrieb schließlich die Eingemeindung der ehemaligen Bürgermeisterei [[Longerich]] nach [[Köln]]. 1886 stellte er zwar bei der preußischen Regierung einen Antrag auf ''„Erhebung der Gemeinde Nippes in den Kreis der Städte“'' (Nippes war erst kurz zuvor eine eigenständige Gemeinde geworden), aber damit wollte er vermutlich nur seine Verhandlungsposition stärken. Der Antrag wurde abgelehnt; die Eingemeindung, die dann am 1. April 1888 in Kraft trat, scheint schon länger beschlossene Sache gewesen zu sein. ''Wilhelm Eich'' wurde dann Kölner Stadtverordneter. Am 17. November 1900 erschoss er sich in seiner Nippeser Wohnung ''"in einem Augenblick völlig geistiger Umnachtung"'' (so der "Stadtanzeiger" vom 20. 11. 1900).  
''Wilhelm Eich'' betrieb schließlich die Eingemeindung der ehemaligen Bürgermeisterei [[Longerich]] nach [[Köln]]. 1886 stellte er zwar bei der preußischen Regierung einen Antrag auf ''„Erhebung der Gemeinde Nippes in den Kreis der Städte“'' (Nippes war erst kurz zuvor eine eigenständige Gemeinde geworden), aber damit wollte er vermutlich nur seine Verhandlungsposition stärken. Der Antrag wurde abgelehnt; die Eingemeindung, die dann am 1. April 1888 in Kraft trat, scheint schon länger beschlossene Sache gewesen zu sein. ''Wilhelm Eich'' wurde dann Kölner Stadtverordneter. Am 17. November 1900 erschoss er sich in seiner Nippeser Wohnung ''"in einem Augenblick völlig geistiger Umnachtung"'' (so der "Stadtanzeiger" vom 20. 11. 1900).  

Aktuelle Version vom 19. September 2018, 09:29 Uhr

Wilhelm Eich (* 24.4.1830; † 17.11.1900) war seit 1858 Bürgermeister des Amtes Longerich, ab 1880 Bürgermeister von Nippes und Longerich, und zwar bis zur Eingemeindung im Jahre 1888.

Wilhelm Eich unterstützte Ende des 19. Jahrhunderts die Betriebsleitung des Eisenbahn-Ausbesserungswerks (treibende Kraft dort: Eisenbahndirektor Wilhelm Nohl) bei der Unterdrückung „sozialdemokratischer Bestrebungen“. Überhaupt galt er als sehr pflichteifrig. Am 22. Juli 1865 vereitelte er sogar eine informelle Zusammenkunft der Abgeordneten des preußischen Landtags. Die Abgeordneten wollten die 50-jährige Zugehörigkeit des Rheinlandes zu Preußen feiern, der Landtag war aber kurz vorher von Bismarck aufgelöst worden. Daraufhin wurde eine "private Feier" organisiert, ein "Abgeordnetenfest". Der Kölner Gürzenich, wo diese Feier ursprünglich stattfinden sollte, war auf Druck des Polizeipräsidenten kurzfristig als Versammlungsraum gesperrt worden, daher wollten die Abgeordneten auf das Zoo-Restaurant in Riehl ausweichen, das damals zur Bürgermeisterei Longerich gehörte. Das festliche Essen sollte gerade beginnen, da erschien Wilhelm Eich mit einigen Polizeibeamten und erklärte die Versammlung für geschlossen. "Ich bin der Bürgermeister von Longerich", sagte er und ließ die Landtagsabgeordneten aus dem Saal drängen, bevor sie etwas zu sich nehmen konnten. Einer der Abgeordneten sagte daraufhin: "Herr Bürgermeister von Longerich, wir sind ja noch so hongerich!" In dem Getümmel erhielt der Bürgermeister einen Schlag auf seinen Zylinder. Diese Aktion wurde im Kölner Rosenmontagszug 1866 durch einen eigenen Wagen verulkt; der "hongerich"-Spruch war an dem Wagen als Umschrift angebracht.[1]

Wilhelm Eich betrieb schließlich die Eingemeindung der ehemaligen Bürgermeisterei Longerich nach Köln. 1886 stellte er zwar bei der preußischen Regierung einen Antrag auf „Erhebung der Gemeinde Nippes in den Kreis der Städte“ (Nippes war erst kurz zuvor eine eigenständige Gemeinde geworden), aber damit wollte er vermutlich nur seine Verhandlungsposition stärken. Der Antrag wurde abgelehnt; die Eingemeindung, die dann am 1. April 1888 in Kraft trat, scheint schon länger beschlossene Sache gewesen zu sein. Wilhelm Eich wurde dann Kölner Stadtverordneter. Am 17. November 1900 erschoss er sich in seiner Nippeser Wohnung "in einem Augenblick völlig geistiger Umnachtung" (so der "Stadtanzeiger" vom 20. 11. 1900).

Nach Wilhelm Eich ist die Eichstraße in Nippes benannt.

  1. s. Hans Egon Meyer: Longerich. In: Franz Irsfeld (Hrsg.): Nippes gestern und heute. Köln 1983; S. 83 – 100

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