Mauenheimer Straße

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Im Bereich der Mauenheimer Straße befand sich der Kern des mittelalterlichen Dorfes Mauenheim mit den Mauenheimer Höfen. Dem Namen nach zu urteilen dürfte es sich hier ursprünglich um eine fränkische Siedlung gehandelt haben. Es hat aber hier schon in der Römerzeit ein Gehöft gegeben. Die mittelalterliche „Herrlichkeit Mauenheim“ unterstand dem Stift St. Kunibert und somit mittelbar dem Erzbischof von Köln. Es hat hier drei große Hofanlagen gegeben, um die herum einige kleinere Anwesen lagen. Der „Altenberger Hof“, in dem heute das Bürgerzentrum Nippes untergebracht ist, ist noch gut als Gehöft zu erkennen. Er lag an einem Weiher, der ursprünglich ein Nebenarm des Rheins gewesen war, aber inzwischen verlandet ist („Nippeser Tälchen“). Seinen Namen trägt das Anwesen deshalb, weil es 1432 vom Abt des Klosters Altenberg erworben wurde und bis 1802 im Besitz dieses Klosters geblieben ist. Das Wappen des Abtes Johannes Hoerdt ist noch über dem Eingang zum ehemaligen Herrenhaus zu erkennen. Der „Altenberger Hof“ (eigentlich sein Backhaus, das inzwischen abgerissen ist) stellt in gewissem Sinne das älteste Nippeser Rathaus dar; denn hier hat zwischen 1833 und 1837 Friedrich Frenger, damaliger Besitzer des „Altenberger Hofes“ und dritter Bürgermeister der „Bürgermeisterei Longerich“, seine Amtsgeschäfte erledigt. Ein weiteres Gehöft lag gegenüber vom „Altenberger Hof“, auf der anderen Seite der Mauenheimer Straße (heute Haus Nr. 75). Hier lag der eigentliche „Frohnhof“ (Herrenhof) der alten Herrlichkeit Mauenheim. Später ist der Hof nach seinen Pächtern oder Besitzern benannt worden; die Namen „Nohlenhof“ und „Contzenhof“ sind belegt. Jetzt befindet sich dort eine Wohnanlage, die den Zuschnitt des ehemaligen Gehöftes noch erahnen lässt. Die ursprüngliche Hofanlage verfügte über zwei Tore, so dass hier eine Durchfahrt der Fuhrwerke möglich war. Von der dritten großen Hofanlage der ehemaligen Herrlichkeit ist heute nichts mehr zu sehen. Dieser Hof, seit dem 17. Jahrhundert nach einem seiner Pächter „Rüsseler Hof“ genannt, lag dem „Altenberger Hof“ gegenüber, auf der anderen Seite des Niehler Kirchwegs. Dort, im Schatten der Bäume, treffen sich jetzt abends die Boule-Spieler. Ungeplant (und vielleicht deswegen so gelungen) hat sich hier im Zusammenspiel vom Bürgerzentrum mit dem dazu gehörenden Kinderspielplatz, vom Nippeser Tälchen und von dem Lokal mit Biergarten ein schöner Platz entwickelt.

Auf einem großen Grundstück zwischen Mauenheimer Straße, Kempener Straße und dem St. Vinzenz-Hospital wurde zwischen 1957 und 1959 eine Siedlung nach Plänen der Architekten Ludmann und Ungers errichtet. Die insgesamt 172 Sozialwohnungen dienten zur Aufnahme von Flüchtlingen aus der damaligen sowjetischen Besatzungszone (später: DDR). Heute befinden sie sich in Privatbesitz. Die Bebauung aus ursprünglich viergeschossigen flach gedeckten Zeilen- und Punkthäusern wurde locker und großzügig auf dem Grundstück gruppiert. Heute sind die Gebäude um ein Geschoss aufgestockt. Zwei Blöcke von Ludmann grenzen die Siedlung zur Mauenheimer Straße hin ab. Die dahinter liegenden Bauten von Ungers besaßen eine große Plastizität, die durch die ursprünglich sichtbar gelassenen Materialien Backstein und Beton noch unterstrichen wurde. Die variationsreich gestalteten Fensteröffnungen waren in die Wandflächen eingeschnitten und kontrastierten wirkungsvoll mit den „rauen“ Backsteinflächen. Ungers setzt hier Traditionen der klassischen Vorkriegsmoderne fort, überwindet diese jedoch zugleich, indem die Bauten durch die Variation der Bauelemente und die Plastizität der Baukörper eine neue Ausdrucksqualität bekommen. Er weist damit voraus auf Tendenzen der 60er Jahre. Heute sind die Bauten verputzt und „lieblich“ gestrichen, so dass diese Gestaltungselemente nicht mehr sichtbar sind, und ihre frühere Wirkung kaum noch nachvollziehbar ist.