Julio Goslar

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Der Kirchenmusiker Julio Goslar (geb. 1883; gest. 1976) hatte jüdische Eltern, war aber 1914 zum evangelischen Glauben konvertiert. 1921 wurde er von der evangelischen Kirchengemeinde Köln-Nippes als Organist eingestellt.

Geschichte

Ab Ende der 1920-er Jahre hatte Goslar, der nicht nur Jude im Sinne der Nazi-Ideologie, sondern auch aktiver Sozialdemokrat war, es zunehmend schwer. Seit 1933 gab es offene Anfeindungen, 1934 schloss die "Reichsmusikkammer" den Kirchenmusiker aus, was faktisch einem Berufsverbot gleichkam. Von der evangelischen Gemeinde wurde er 1935 „beurlaubt“; in den folgenden Jahren wurde er drangsaliert und verleumdet, unter anderem wegen angeblicher „Rassenschande“. So bedrängt kündigte Julio Goslar seine Stelle an der Lutherkirche. 1943 wurde die Wohnung seiner Familie durch Bomben zerstört; er entging aber der Zwangseinweisung in eine „Auffangwohnung“ und konnte untertauchen. Verstecken konnte er sich unter anderem bei Freunden in der Siebachstraße 86.

Nach Kriegsende forderte Goslar seine Wiedereinstellung, was vom Presbyterium zunächst abgelehnt wurde. Erst auf Druck der aliierten Militärregierung gab die Kirchengemeinde nach. Goslar wurde wieder aktiv als Chorleiter und Organist, außerdem baute er zusammen mit Robert Görlinger und Hans Böckler die Kölner SPD wieder auf.

Ehrungen

  • 1969 erhielt Julio Goslar vom damaligen Bundespräsidenten Gustav Heinemann das Bundesverdienstkreuz.
  • Eine Kölner Straße ist nach ihm benannt („Julio-Goslar-Straße“ in Neu-Ehrenfeld, zwischen Escher Straße und Osterather Straße).

Literatur:

  • Hans Prolingheuer: Musikdirektor Julio Goslar - der rassisch verfolgte Kirchemusiker in Köln-Nippes. in: Stadtteilarchiv Nippes e.V. (Hrsg.): Loß mer jet durch Neppes jon. Ein Streifzug durch die Geschichte. Köln 1987; S. 115-137

Weblinks: