Blücherpark: Unterschied zwischen den Versionen

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Zum Ausgleich plante man eine nördliche Erweiterung bis zum Militärring. Doch die Verwirklichugn des Projektes gestaltete sich sehr schwierig. Bei der Auskiesung und Wiederauffüllung des Geländes wurden erhebliche Altlasten gefunden. Allein auf dem Teilstück zwischen Robert-Perthel-Straße und [[Escher Straße]] wurden 1969 120.000 m3 Unrat gefunden.
Zum Ausgleich plante man eine nördliche Erweiterung bis zum Militärring. Doch die Verwirklichugn des Projektes gestaltete sich sehr schwierig. Bei der Auskiesung und Wiederauffüllung des Geländes wurden erhebliche Altlasten gefunden. Allein auf dem Teilstück zwischen Robert-Perthel-Straße und [[Escher Straße]] wurden 1969 120.000 m3 Unrat gefunden.


Heinz-Detlev Dunkel schreibt folgendes dazu: ''"Die mit der Ausführung der Arbeiten beauftragten Gärtner fanden bei Grabungen auch Krankenhausabfälle... Drei Jahre nach der Fertigstellung des ersten Teilabschnitts sahen bereits viele Rasenflächen verbrannt aus. Rund 40 Bäume waren abgestorben... Dies veranlaßte im Oktober 1990 ein WDR-Fernsehteam nach Gründen zu suchen. In einem anliegenden Gewässer einer Kiesgrube wurden sie fündig. Hohe Dosen von krebserrenden chlorierten Kohlenwasserstoffen (CKW), die vermutlich aus dem Untergrund der Parkanlage stammten. Ferner stellte das WDR-Team fest, daß an den gebleichten Rasenstellen Methangas entwich. Dies sorgte in der Nippeser Bezirksvertretung für einigen Wirbel. Rund 130 Bohrungen bis zu einer Tiefe von drei Metern bestätigten zwar das Vorhandensein von Methangas, Kohlendioxyd und chlorierten Kohlenwasserstoffen, führten jedoch nicht zur Schließung der Anlage, da die gemessenen Werte den normalen Konzentrationen einer Hausmülldeponie entsprachen. Eine Gefährdung für Menschen schien somit nicht gegeben. Das ungewöhnliche Baumsterben war und ist damit weiterhin unklar."''
Heinz-Detlev Dunkel schreibt folgendes dazu: ''"Die mit der Ausführung der Arbeiten beauftragten Gärtner fanden bei Grabungen auch Krankenhausabfälle... Drei Jahre nach der Fertigstellung des ersten Teilabschnitts sahen bereits viele Rasenflächen verbrannt aus. Rund 40 Bäume waren abgestorben... Dies veranlaßte im Oktober 1990 ein WDR-Fernsehteam nach Gründen zu suchen. In einem anliegenden Gewässer einer Kiesgrube wurden sie fündig. Hohe Dosen von krebserregenden chlorierten Kohlenwasserstoffen (CKW), die vermutlich aus dem Untergrund der Parkanlage stammten. Ferner stellte das WDR-Team fest, daß an den gebleichten Rasenstellen Methangas entwich. Dies sorgte in der Nippeser Bezirksvertretung für einigen Wirbel. Rund 130 Bohrungen bis zu einer Tiefe von drei Metern bestätigten zwar das Vorhandensein von Methangas, Kohlendioxyd und chlorierten Kohlenwasserstoffen, führten jedoch nicht zur Schließung der Anlage, da die gemessenen Werte den normalen Konzentrationen einer Hausmülldeponie entsprachen. Eine Gefährdung für Menschen schien somit nicht gegeben. Das ungewöhnliche Baumsterben war und ist damit weiterhin unklar."''


Heute erinnert nur die '''Fußgängerbrücke''' über die Äußere Kanalstraße an die geplanten Erweiterungen des Blücherparks.
Heute erinnert nur die '''Fußgängerbrücke''' über die Äußere Kanalstraße an die geplanten Erweiterungen des Blücherparks.


== Der Blücherpark ==
== Der Blücherpark ==

Version vom 28. Juli 2013, 13:11 Uhr

Der Blücherpark feierte in diesem Jahr sein 100-jähriges Jubiläum. Das Archiv für Stadtteilgeschichte Köln-Nippes e.V. erarbeitete auf Wunsch der Bezirksvertretung Nippes eine Broschüre und eine Ausstellung.


Einleitung

Bis etwa zur Mitte des 19.Jahrhunderts war das Gebíet dres heutigen Ehrenfeld dünn besiedelt und landwirtschaftlich genutzt. Belegt ist, dass noch im Jahre 1840 rund um eine Ziegelbrennerei nur drei Häuser standen, in denen insgesamt 32 Menschen wohnten.

Durch die Industrialisierung und den Bevölkerungszuwachs entstand in Köln ein Platzbedarf für Gewerbeflächen und preiswerten Wohnraum.

Da Köln aber innerhalb der Stadtmauern aus allen Nähten platzte, hatten überzeugte Politiker und Investoren die Idee des Ausbaus eines Vorortes. Im Jahre 1845 entschied die Politik den Bau des Ortes unter der Bezeichnung Ehrenfeld. Der Name erklärt sich aus der geographischen Lages des Areals zu Köln: Man verließ die Stadtmauer durch das Ehrentor (Ehrenportz) und ging nach Westen über die Ehrenstraße, um zum EhrenstraßenerFeld zu gelangen.

In den folgenden Jahren siedelten sich zahlreiche Betriebe sn, darunter Firmen wie Herbrand (Waggonfabrik) oder die Parfümeriefabrik Ferdinand Mühlens (4711). Im Jahr 1886 gab es in Ehrenfeld schon 52 Fabriken. 1886 bekundete der Ehrenfelder Stadtrat: Aus geringen Anfängen ist in der kurzen Zeit von noch nicht 30 Jahren eine schöne, blühende Stadt von 15.000 Einwohnern entstanden, deren Bewohner durch Fleiß, Tüchtigkeit und Gemeinsinn sich auszeichnen, deren Industrie weit über die Grenzen unseres Vaterlandes berühmt sind.

Ähnlich sah es in Nippes aus. Bis zur Ansiedlung der Eisenbahnwerkstättre Köln Nippes (1862) und der Franz Clouth - Rheinische Gummiwarenfabrik (1886) war Nippes ein ländlicher Vorort mit mal gerade 496 Einwohnern gewesen. Im Jahre 1886 war die Bevölkerung auf 13.071 angewachsen. 1910 waren es schon 41.126.

Die Menschen zogen ihre Arbeitsplätzen hinterher. Folglich entstand eine rege Bautätigekeit, um die Wohnungsnot zu bewältigen. Jede freie Fläche wurde mit mehrstöckigen Häusern in engen Straßenfluchten bebaut. An "sozialem Grün" fehlte es schon bald gänzlich.


Grünbereiche in den Neubaugebieten Ehrenfeld und Nippes

Anfang des 20. Jahrhunderts entschloss sich die Stadt, in den neugewonnenen Stadtbezirken Grünbreiche anzulegen.

Es entstanden in Ehrenfeld der Helmholtzplatz (1910) und der Brandtsplatz (1910/14), in Nippes 1905 der Leipziger Platz und 1907 der Königin-Luise-Platz nach Entwürfen des Gartenbaudirektor Fritz (Friedrich August Ernst) Encke (geb. 5.4.1861, gest. 12.3.1931).

Der Leipziger Platz wurde 1905 als aufwendige Parkanlage gestaltet. Sein Niveau lag tiefer als heute. Sechs Wege fühten in den Park. Den Erzbergerplatz (Königin-Luise-Platz) gestaltete Encke auf dem freien Feld als einen dreigeteilten Jugendstilplatz. Außer einem Schmuckbereich und einer Ruhezone wurde ein Kinderspielplatz integriert. Ein großes Rosenbett bildete den Blickfang der Anlage, zahlreiche Rosenstöcke umsäumten den Weg. Als eine Besonderheit gelten die zwei Laubengänge mit der steiernen Pergola in der Mitte des Platzes.

Zu den kleinen Parkanlagen schreibt Encke: "Neben den größeren Parkanlagen entstanden gleichzeitg zahlreiche Grünplätze in den verschiedenen Stadtteilen. Sie sind weite Spielplätzte für die Jugend und intime Plätze für kleine Kinder und deren Begleitung, oder Erholungsanlagen für Ruhebedürftige..."


Die Volkspark-Idee

Die Idee des Volksparks entstand Ende des 19.Jahrhundert. Neu an dem Gedanken war, dass besonders die Bedürfniss der städtischen Bevölkerung nach Spiel- und Bewegungsraum berücksichtigt wurden.

Typisch für Volksparks sind freizugängliche, zentrale, große und zusammenhängende, betretbare Spiel- und Sportflächen.

Volksparks sollten aber nicht nur Erholungsmöglichkeiten bieten, sondern auch die Freude an Kunst vermitteln. Daher wurden die Parks häufig mit Statuen geschmückt.

Ein Volkshaus als Kultur-, Begegnungs- und Veranstaltungszentrum diente dem geselligen beisammensein. Hier konnten Feste gefeiert werden, kulturelle Veranstaltungen stattfinden, und in einer Bibliothek Bücher gelesen oder ausgeliehen werden.

Encke verfolgte schon früh den Gedanken des "sozialen Grüns" in den Großstädten. Seine grünen Oasen sollten multifuntional sein. Sowohl Spielplätze auch auch Schmuckgärten sollten den Bewohnern der Mietshäuser den häuslichen Garten ersetzen.

Encke schreibt: "Um die Wende des Jahrhunderts wurden hie und da in Deutschland Volksparks geschaffen, die eine straffe architektonische Gliederung besitzen, wie sie die großen Hofgärten des Barock auszeichnet... Eine rechtwinkelige, von Alleen begleitete, 2 1/2 ha große Wiese, ein zum Kahnfahren und Schlittschuhlaufen bestimmtes steinumfaßtes Wasserbecken mit Springbrunnen, waldartige Pflanzung und breite, gradlinige Blumenrabatten kennzeichnen die Eigenart des Volksparks..."


Von der Idee zur Realisierung

1904 begann die Stadt nach einem Grundstück für einen Volkspark als Naherholungsgebiet für die Bürger der Stadtteile Nippes und Ehrenfeld zu suchen. Sie wollte nicht nur ein geeignetes Terrain für den Park finden, sondern spekulierte damit, dass die städtischen Grundstückspreise in der Nähe des zukünftigen Parks an Wert gewinnen. Man plante, durch den Verkauf dieser Parzellen die Kosten für die Parkanlage zu erwirtschaften.

Diese Grundstücksspekulationen gingen jedoch durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieg (1914-1918) nicht auf, und die "Landhausbebauung" an der Südwestseite des Parks musste aufgegeben werden. Die 40 Hektar wurden stattdessen in den Jahren nach dem Krieg für Grundstücke zum Teil weniger wohlhabender Bürger freigegeben.

1910 war ein geeignetes Grundstück gefunden und am 19. Oktober 1910 stellte der Beigeordnete Matzerath in der Ratssitzung einen ersten Fluchtlinienplan vor.

Mit der Planung und Durchführung wurde Fritz Encke beauftragt, der bei der inhaltlichen Gestaltung des Blücherparks freie Hand hatte unter der Bedingung, dass er den Wunsch der Stadtverordneten respektierte, "dem Park eine solche Form zu geben, dass er auf den, der ihn durchwandert, einen möglichst großen, lang ausgedehnten Eindruck macht."

Encke entwarf eine streng symmetrisch gegliederte Anlage, die zu Beginn des 20.Jahrhunderts, das künstlerisch vom Jugendstil geprägt war, auf den ersten Blick etwas unzeitgemäß erschien. Er selbst schrieb über den Blücherpark, dass "nicht etwa die Sucht der Nachahmung jener Kunstrichtung (gemeint war der Barock) die Ursache der Gestaltung war", sondern der Entwurf sich aus dem Bestreben ergebe, den neuzeitlichen Anforderungen gerecht zu werden, die "man an den Volkspark einer Großstadt wohl stellen muß".

Der Stadt Köln war dieser exklusive Gastaltungsansatz offenbar sehr willkommen, denn in der Ratssitzung vom 9. Dezembeer 1910 hieß es: Der Blücherpark wird "alle praktischen Bedürfnisse der Bevölkerung in der prägnantesten Form befriedigen, so dass man tatsächlich kaum in einer anderen Stadt in der Nähe eine Anlage von ähnlicher Großzügigkeit finden wird". Mit der Ausführung wurde 1911 begonnen.

Als Erholungsstätte nicht nur für die Bürger Ehrenfelds und Nipps, sondern auch für die Bewoner der Alt- und Neustadt war der Park dann tatsächliche Jahrzehnte lang eine beliebte und leicht erreichbare Erholungsstätte. Die Straßenbahnlinie 20 (Südbahnhof - Schlachthof), die sogenannte Schlachthofbahn, bog - aus der Innenstadt kommend - an der Subbelrather Straße rechts in die Liebigstraße ab und fuhr somit fast bis zum Eingang des Parks. Damit war diese Bahn ein attraktives Transportmittel für die Parkbesucher aus der Stadt.

Zur Eröffnung am 1. Juli 1913

Die Kölnische Zeitung vom 1. Juli 1913 schreibt in der Rubrik `Städtische Nachrichten`: "Heute wurde der zwischen Ehrenfeld und Nippes gelegene Blücherpark der Bevölkerung Kölns zur Benutzung übergeben..."

In der Festschrift von 1954 zum 50-jährigen Bestehen der katholischen Volksschule Ossendorfer Straße (heute: Osterrather Straße) heißt es: "Die Parkanlage an der Ossendorfer Straße, die im Jahre 1910 in Angriff genommen wurde, wurde am 1. Juli 1913 dem Publikum zur Benutzung freigegeben. Sie umfasst ein Gebiet von 17 ha, das zwischen Nippes und Ehrenfeld gelegen war. Die Ossendorfer Straße führte durch den Park, die Herkulesstraße sollte bis zu dem selben weitergeführt werden. Das Stadtverordnetenkollegium gab nach mehrmaliger Beratung der Parkanlage den Namen Blücherpark (Volksmund: Herkulespark) zur Erinnerung an die denkwürdige Zeit vor 100 Jahren, wo Marschall Blücher der gefeierste Held des Krieges war. In der Schulchronik heißt es damals (1913): Der Park ist wohl eine der eigenartigsten Anlagen der Stadt Köln. Stilgemäß sind die Wege, Blumenbete und der Teich von graden Linien begrenzt. Grüne Rasen und mannigfaltige Blumen bieten dem Auge eine wohltätige Abwechslung. Frische junge Bäume und Sträucher sind eine Zierde an den Wegen und werden im Laufe der Zeit den nötigen Schutz vor den heißen Sonnenstrahlen geben. Ein provisorisches Restaurantshäuschen spendet Groß und Klein die verschiedensten Erfrischungen. Eine Spielwiese ist der Tummelplatz der Jugend."


Die geplanten Erweiterungen

Nach den Plänen des Architekten und Stadtplaners Fritz Schumacher (geb. 4.11.1869, gest. 5.11.1947) sollte der Blücherpark in den 1920er-Jahren - um Sportanlagen und Kleingärten erweitert - eine der sogenannten radialen Speichen werden, die den Äußeren mit dem Inneren Grüngürtel verbinden sollten, um für eine noch bessere Durchgrünung der Stadt zu sorgen.

Als 1964 für den Bau der A 47 der Park um einen schmalen Streifen an der Südwestseite verkleinert wurde, griff man den Gedanken Schumachers wieder auf.

Zum Ausgleich plante man eine nördliche Erweiterung bis zum Militärring. Doch die Verwirklichugn des Projektes gestaltete sich sehr schwierig. Bei der Auskiesung und Wiederauffüllung des Geländes wurden erhebliche Altlasten gefunden. Allein auf dem Teilstück zwischen Robert-Perthel-Straße und Escher Straße wurden 1969 120.000 m3 Unrat gefunden.

Heinz-Detlev Dunkel schreibt folgendes dazu: "Die mit der Ausführung der Arbeiten beauftragten Gärtner fanden bei Grabungen auch Krankenhausabfälle... Drei Jahre nach der Fertigstellung des ersten Teilabschnitts sahen bereits viele Rasenflächen verbrannt aus. Rund 40 Bäume waren abgestorben... Dies veranlaßte im Oktober 1990 ein WDR-Fernsehteam nach Gründen zu suchen. In einem anliegenden Gewässer einer Kiesgrube wurden sie fündig. Hohe Dosen von krebserregenden chlorierten Kohlenwasserstoffen (CKW), die vermutlich aus dem Untergrund der Parkanlage stammten. Ferner stellte das WDR-Team fest, daß an den gebleichten Rasenstellen Methangas entwich. Dies sorgte in der Nippeser Bezirksvertretung für einigen Wirbel. Rund 130 Bohrungen bis zu einer Tiefe von drei Metern bestätigten zwar das Vorhandensein von Methangas, Kohlendioxyd und chlorierten Kohlenwasserstoffen, führten jedoch nicht zur Schließung der Anlage, da die gemessenen Werte den normalen Konzentrationen einer Hausmülldeponie entsprachen. Eine Gefährdung für Menschen schien somit nicht gegeben. Das ungewöhnliche Baumsterben war und ist damit weiterhin unklar."

Heute erinnert nur die Fußgängerbrücke über die Äußere Kanalstraße an die geplanten Erweiterungen des Blücherparks.

Der Blücherpark